Am Samstag sollte für Isabel und mich das Zweite 24 Stunden Rennen dieser Saison stattfinden. Bereits am Donnerstag waren wir angereist um uns schon mal die Strecke anzuschauen und in Ruhe unseren Pavillon aufzubauen.
Schon beim Abfahren der Strecke gefiel mit diese nicht. Mir fehlte es an Höhenmetern, technischen Passen oder wenigstens etwas anderem als den großen Asphaltpassagen und Rhythmus sollte auf der verwinkelten Strecke so gut wie ein Fremdwort werden. Dafür hatte sie von zwei Dingen zu viel: Glasscherben und Staub, aber dazu später mehr. Gegen die vielen Scherben haben wir noch Isabels Schläuche mit Tubelessmilch befüllt. Aber warten wir den Start erstmal ab…
Um 13Uhr war auf dem Marktplatz von Sulzbach-Rosenberg neutralisierter Start, von dem es erstmal 3km bis zum Wettkampfgelände zurückzulegen galt. In den drei Startblöcken, aufgeteilt in 1er, 4er und einen Block für 2er und 8er-Teams, versammelten sich fast alle Teams mit Ambitionen direkt hinter dem Führungsmotorrad. Neben mir war Marcus Pielenz (Weltmeister im 2er Mixed aus den vergangenen beiden Jahren), also mein direkter Konkurrent.
Mit dem scharfen Start auf dem Gelände der Maxhütte, das Rennen ging zu großen Teilen durch die alten Fertigungshallen des Stahlunternehmens, fuhr ich das Rennen an der Spitze der 2er-Mixed-Teams und Marcus klebte an meinem Hinterrad. Ich wusste, dass unsere einzige Chance darin bestand wenn ich mich von ihm lösen konnte und mit einem kleinen Vorsprung auf Isa wechseln würde. Die erste Runde versuchte ich ein kontrolliertes Risiko sowohl im Bergauftempo als auch bei der Kurvenfahrt zu gehen. Doch weder die unzähligen Beinahstürze in den rutschigen Kurven, noch das CrossCountry-ähliche Bergauftempo brachte den erhofften Vorsprung auf unsere Konkurrenten. Als es dann in die zweite Runde ging fuhren wir noch immer Rad an Rad. Also ging es im hohen Tempo weiter durch die staubigen Werkshallen vorbei an jeder Menge gestürzter oder reifenwechselnder Fahrer. Als es in ein ca. 100m langen etwas technisches Stück ging merkte ich wie es auf einmal zugiger am Handgelenk wurde - Staffelband verloren. Nach knapp einminütiger Suche im hohen Gras am Rand hatte ich das Schnappband zwar wieder am Arm, doch auch entsprechenden Rückstand. Also fuhr ich meine Runden konstant weiter. Nach 4 Runden wechselte Marcus auf Sandra Sumerauer, seine Teampartnerin. Am kurzen Steilanstieg der Strecke konnte ich auf sie aufschließen und versuchte mich auch gleich von ihr abzusetzen, doch ich kam nicht weg. Auf den restlichen 3km der Runde konnte ich höchstens 100m auf sie rausfahren und so lagen wir auch nur mit wenigen Sekunden in führender Position. Nach 7 gefahrenen Runden übergab ich das Staffelband, ich hatte es noch, an Isa. Ich schickte sie auf 3 Runden, die sie erstmal mit nicht zu hohem Risiko fahren sollte. Doch wenn man selber schon auf Sicherheit fährt kommen höhere Mächte ins Spiel. Ausgerechnet der Bruder von Marcus Pielenz fuhr auf meterbreiter Strecke ins Rad von Isa, was zum Glück ohne Sturz ausging - merkwürdiger Zufall bei über 200 Fahrern auf der Strecke. Nach 10 absolvierten Runden ging ich mit wenigen Minuten Rückstand auf Platz 2 liegen wieder auf den 7,5km langen Rundkurs. Ich versuchte die gut 70hm so Konstant wie möglich abzuspulen und den Rückstand zumindest nicht größer werden zu lassen. In den Hallen staubte es manchmal so sehr, dass man die Bahnschienen die auf dem gesamten Werksgelände, meist in Längsrichtung, verlegt waren manchmal erst zu spüren bekam bevor man sie sah. Ich drehte meine Runden und freute mich eigentlich immer nur auf etwa 300m der Strecke. Ein kurzer schön flüssig zu fahrender Singletrail, der ab und an Erinnerungen an Mountainbikerennen weckte.
Wieder ging Isabel auf die Strecke und fuhr auch ihre Runden schön gleichmäßig. 19:45Uhr ging ich noch mal ohne Licht auf die Strecke um dann mit einsetzen der Lichtpflicht um halb 9 wieder auf meine Partner zu wechseln. Überall lagen schon Knicklichter, in den Hallen brannte Licht oder es waren Discostrahler mit entsprechender Musik zu finden. Einzig der schöne Trail wurde mehr und mehr zum Miriquidi - dem Dunkelwald. Da ich inzwischen die Wurzeln dort kannte fuhr ich ihn nach wie vor zügig durch und stand auf einmal im Stau - hinter 5 oder 6 Fahrern, alle davon mit Licht. Mit Einbruch der Dunkelheit sollten auch für mich die Turns nicht mehr so lange werden, so dass immer genügend Konzentration vorhanden war um Stürze zu verhindern. Mit inzwischen einer Runde Rückstand wechselten wir wieder durch und auch ich montierte mir das Licht auf dem Helm und die „Erkennungsleuchte“ an der Gabel. Danach ging es noch fix zu einer Massage ins benachbarte Zelt vom Team-Vogtland.de. Vielen Dank nochmals für den tollen Service und Glückwunsch zum zweiten Platz in eurer Wertung.
Und schon war ich wieder auf der Strecke. Doch irgendwas war schon Ende der ersten meiner vier geplanten Runden anders. Ich konnte nicht mehr bequem sitzen. Eigentlich kenne ich Sitzprobleme nur vom Hören-Sagen, doch bereits Anfang der nächsten Runde konnte ich nur noch im Stehen fahren, oder sitzen aber dafür nicht treten. Die letzten 3 Kilometer der Runde konnte ich dann nicht mal mehr sitzen ohne zu treten und musste alles komplett stehend fahren. Vor uns lagen noch fast 15 Stunden Wettkampfzeit, wir lagen auf Position 2 mit einer Runde Vorsprung auf die Drittplatzierten und doch bog ich ins Fahrerlager ab und tauchte unverhofft im Zelt auf. Fragende Blicke von Isabel und Ratlosigkeit bei mir, doch wir konnten keinen anderen Entschluss treffen als das Rennen für beendet zu erklären. Vermutlich bildete der feine Eisenstaub im Sitzpolster eine ganz fiese Schmirgelpaste dich mir ganz neue und absolut unbedachte Probleme bereiteten. Schade, von den Beinen her hätten wir um das Podest mitfahren können, aber so blieb für uns mit 29 gefahrenen Runden in 9h 25min leider nur der 7. und somit letzte Platz übrig. Auch nochmals vielen Dank an Kathleen, Alex und meine Mum für die tolle Betreuung wärend des leider etwas kürzer gewordenen Rennens.
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